Familienwochenende in Kaunas

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Ich werde immer wieder gefragt, wie mir der Aufenthalt in Litauen gefallen hat. Aber ich kann das gar nicht so richtig sagen, weil wir fast die gesamte Zeit bei meiner Familie verbracht haben. Und da sieht man ein Land einfach anders…

Wir fahren von Polen nahe des Dreiländerecks über einen winzigen Grenzübergang nach Litauen hinein. Ich war vor 25 Jahren das letzte Mal hier und bin recht emotional, dass ich endlich wieder da bin. Und auch mit André das Land, in dem mein Vater geboren wurde, neu entdecken kann.

Wir fahren im Süden nach Kalvarija und weiter nach Marijampole, wo wir in der Nähe übernachten. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag das Freilichtmuseum in Rumšiškės ansehen, aber es ist so kalt und windig, dass wir das verschieben müssen.

Also lassen wir uns ein wenig treiben, besteigen in Birštonas einen Aussichtsturm und sehen auf den “heiligen” Fluss der Litauer, auf den Nemunas hinunter. Litauen ist in diesem Bereich leicht hügelig, es gibt Bauernhöfe mit kleinen Teichen und Holzhäuser in traditionellen Farben.

In Rumšiškės machen wir eine Pause an der Kirche und verbringen dann die Nacht am Stausee, am Meer von Kaunas.

Am nächsten Tag sind wir bei Vero Cafe verabredet – Verwandte von mir sind dort die Gründer und Eigentümer. Wir bekommen eine Führung durch das Lager, besichtigen die Röstmaschinen und kosten dann mehrere Kaffeesorten.

Alleine wie Kaffee gekostet wird, ist sehr spannend. Das Kaffeepulver wird hierbei mit Wasser bedeckt und dann mit einem runden Löffel “hineingeschlürft”, um die Aromen zu erfassen.

Mit Familie wird man ja immer ein wenig organisiert, so gehen wir am nächsten Tag ins Mikalojus-Konstantinas-Čiurlionis-Museum, wo wir selbst nie hingegangen wären.

Die Gemälde des berühmten litauischen Künstlers Čiurlionis sprechen mich durchaus an. Zudem sehen wir zum Abschluss noch eine 3D-Animation, wo man quasi durch seine Bilder fliegt. Schon sehr beeindruckend!

Wir reden viel, vor allem mit meinem Großcousin über unsere Familiengeschichte, schauen unzählige Fotos durch. Einige Familienmitglieder, die nach Amerika ausgewandert sind, waren nachher immer wieder in Litauen zu Besuch. So weiss mein Großcousin viele Geschichten von diesem Teil meiner Familie. Aber auch Geschichten von seinem Vater, vom Gulag und dem Partisanendasein nach dem Krieg fesseln mich.

Aber wir fahren auch alleine los, um die Stadt zu erkunden. Kaunas ist trotz des flachen Baltikums erstaunlich hügelig, die Täler wurden durch die Flüsse Neris und den Nemunas geschaffen. Also fahren wir hinunter in die Altstadt.

Wir besichtigen ein paar Art-Deco-Häuser und die St.Michael-Kirche. Immer wieder gibt es alte Häuser aus der Sowjetzeit, die mit moderner Kunst konkurrieren.

Wir finden sogar eine gute Bäckerei und decken uns mit frischem Brot ein. Im Baltikum gibt es recht wenige Bäckerein, dass man die Gelegenheit nutzen muss.

Die Altstadt Kaunas ist grob in zwei Teile geteilt: einmal der Bereich um die baumbestandene Laisves Allee und die verwinkelten Gassen rund um das Rathaus. Moderne Neubauten stehen davon eher in Richtung Süden und am Fluss.

Im Viertel um das Rathaus gibt es viele schöne Backsteinbauten, leider ist der Rathausplatz selbst gerade Baustelle.

Wir radeln auch zur Vytautas-Kirche hinunter und dann zur Burg hinüber.

Am Nachmittag machen wir einen kleinen Ausflug  zum Kloster Pažaislis, aber leider sperrt das Kloster gerade zu, und wir können nur mehr einen kurzen Blick darauf werfen.

So beschließen wir, zum Hafen hinüber zu fahren und dort auf ein Bier einzukehren. Es ist bedeckt und recht kühl, aber ich genieße meine ersten Kepta duona (gebratenes Brot mit Knoblauch) mit einem guten Bier.

Dann gehen wir noch eine Runde um den Hafen rundherum.

Am Sonntag ist Familienfest, zu dem wir natürlich auch eingeladen sind. Der Jüngste der Familie wird 18 Jahre alt, und seine Cousins aus Vilnius kommen mit ihren Frauen ebenfalls zu Besuch.

Erster Stopp ist die Christi-Auferstehungskirche, eine riesige moderne Kirche, die gar nicht auf das Foto passt. Das besondere an dieser Kirche ist, dass man mit dem Lift auf das Dach hinauffahren kann. Wir haben Glück mit dem Wetter und können von dort oben das Panorama über die Stadt genießen.

Nächster Programmpunkt ist ein Museum, wo gerade eine Ausstellung über Kindheit in der Sowjetzeit läuft. Das ganze wird aber erst dadurch so richtig spannend, dass wir mit unseren Verwandten über ihre persönlichen Erlebnisse aus dieser Zeit sprechen.

Den Abschluss bildet – wie bei jeder Familienfeier – jede Menge gemeinsames Essen!

Wir essen in einem traditionellen Restaurant Zeppelinai, Kartoffelknödel in Zeppelinform mit Fleisch oder Käse-Kartoffelfüllung. Wer traditionelle litauische Küche probieren will, ist hier auf jeden Fall richtig.

Dann gibt es zu Hause bei meinem Großcousin noch jede Menge Kuchen.

Ich finde den Tag vor allem deshalb besonders, weil wir unsere jüngeren Verwandten wiedersehen, die bei meinem letzten Besuch noch recht jung waren.

Wir verabreden uns für die kommende Woche in Vilnius und tauschen Kontakte aus. Und fahren abends selbst in Richtung Vilnius weiter.

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