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Ich war vor 15 Jahren mit den Grünen in Tallinn gewesen. Viel hat sich seitdem verändert: die Innenstadt tiptop rausgeputzt, aber es gibt auch überall neue moderne Stadtteile, man spürt deutlich Dynamik und Aufbruch.
Wir haben in Tallinn ein Appartment gemietet, da campen in der Umgebung nur schwer möglich ist. Wir haben ein Zimmer mit Kochnische in den Garden Studios in einem alten Holzhaus. Kein Luxus, das Preis-Leistungsverhältnis ist ok. Und wir können wieder mal Wäsche waschen, ist zwar alles ein wenig umständllich, aber geht.
Unser Appartement liegt nicht weit vom Bahnhof entfernt, so können wir gut mit unseren Rädern in die Stadt fahren und unser Bus bleibt ausserhalb des Zentrums geparkt. Sonntags ist in unserem Hinterhof ein Kindergeburtstag, an der nächsten Straßenecke ein Pop-Up Foodtruck. Die Menschen in Estland leben vor allem im Sommer, wenn der Tag viele Sonnenstunden hat, einfach draußen, in den Innenhöfen, an den Grünflächen an den Straßenkreuzungen.



Wir fahren an beiden Tagen mit dem Fahrrad in die Stadt hinein. Am Sonntag stehen wir ganz früh auf, um vor allen anderen in der Stadt zu sein. Am ersten Tag ist das Wetter so lala, wir sind einfach so lange unterwegs bis der Regen so richtig einsetzt.
Am zweiten Tag ist es zwar in der Früh bewölkt, aber dann reißt es auf und die Stadt zeigt sich wunderschön in der Sonne.
Ende Mai tummeln sich in Tallinn sehr sehr viele Touristen aus allen möglichen Ländern, zudem viele Reisegruppen. Nach der Einsamkeit der estischen Wälder sind wir hier fast mit den vielen Menschen überfordert. Und deshalb entscheiden wir uns auch, sonntags schon um 7h mit den Fahrrädern zu starten. Bei den vielen Menschen ist an ein Vorankommen in den engen Gassen mit den Fahrrädern nicht zu denken.
Leider ist das Rathaus in Renovierung und auch für die Besichtigung geschlossen. Aber wir kaufen trotzdem eine Tallinn-Card und besuchen so viele Sights wie möglich. Sonst wären wir sicherlich nicht in all den Kirchen und auf den Aussichtspunkten gewesen. Denn überall wird ordentlich Eintritt verlangt.









Tallinn besteht im Kern aus ihrer Altstadt, daneben gibt es die Oberstadt mit der Kathedrale und der orthodoxen Kirche. Weitere Stadtteile erstrecken sich östlich und westlich der Altstadt bzw. zum Meer hinaus.
Die Altstadt wird durch die alte Stadtmauer abgegrenzt, die noch vielerorts erhalten ist. Wir besteigen die Stadtmauer an zwei Stellen, um auf die Stadt zu schauen. Meist kann man in der Stadtmauer auch zwischen den Türmen in der überdachten Stadtmauer herumgehen und schöne Fotos machen.
In der Altstadt sind die Gassen mit großen Steinen gepflastert, dass Radfahren teilweise schon recht humpelig ist. Dafür sind die Distanzen nicht so groß.
In die Oberstadt radeln wir ein paarmal, dort ist durchaus auch ein wenig Niveau zu überwinden. Aber wenn ihr dort seid, solltet ihr unbedingt alle diese Stadtteile besuchen. Ich war das letzte mal auch in Kadriorg und dem Schloß, das haben wir diesmal ausgelassen.
Zudem entstehen laufend neue und spannende Stadtteile, die man besuchen und dort herumbummeln kann.











Überall in der Altstadt verlaufen ein schmale Gassen mit schönen alten Häusern. Der Hauptplatz bildet den Mittelpunkt all dieser Gassen, die entweder darauf zulaufen oder im großen Bogen rundherum.
Der Katharinengang lässt erahnen, wie die Gassen hier früher waren. Gleich ums Eck besuchen wir das alte Dominikanerkloster.






Wir besteigen die Türme der Olavskirche und der St.Nicholas-Kirche. Überall gewinnt man einen anderen Blick auf die Stadt. In der Innenstadt besuchen wir die Heilig-Geist-Kirche aus dem 13. Jahrhundert mit ihren alten Holzbänken. Diese Kirche wird auch noch genutzt und ist nicht nur Museum.
Die Kirchen sind zudem mit alten Gemälden und Altaren ausgestattet. Wie gesagt: überall wird saftig Eintritt kassiert, wenn man keine Tallinn-Card hat, muss man sich sicher überlegen, was man sehen will und was nicht. Dann lohnt es sich, sich einen guten Aussichtspunkt auszuwählen. Ich persönlich fand den Ausblick von der Olavskirche besser, weil man auch gut zum Meer hinaus sieht.








In der Oberstadt besichtigen wir die Kathedrale und schauen von den beiden Aussichtspunkten über die Stadt. Wenn das Wetter schön warm ist, kann man dort oben sicher lange Zeit verbringen, gemütlich sitzen und über die Stadt schauen.
Wir sind am Sonntag quasi noch vor dem Frühstück dort, aber der Ausblick ist schon super. Von dort sieht man auch deutlich die Struktur der Stadt, die Stadtmauer und die vielen alten Türme, die noch immer die Stadt umgeben.









Wir besuchen das kleine, aber nette Fotografiemuseum, wo neben alten Fotoapparaten auch Fotoserien zu unterschiedlichen Themen ausgestellt sind.
Mein Highlight ist jedoch das Marinemuseum, das einen Standort in der Stadt und einen westlich vom Hafen im alten Meeresflugzeughanger hat. Zudem kann man einige Schiffe direkt im Hafen besuchen und auch in deren Inneren die Räume erkunden.
Das Museum ist sehr zu empfehlen. Es stellt sehr viele schifffahrtsbezogene Exponate aus, dazu viele interaktive und Mitmachelemente. Auch für Kinder ist das Museum grossartig. Wir haben sehr viel Zeit dort verbracht und nachher war ich so was von erschöpft. Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man sich die Standorte auf mehrere Tage aufteilen.





Wir radeln durch den Stadtteil Kalamaja, wo die alten grossen Holzhäuser liebevoll rennoviert wurden. Ich liebe diese alten großen Holzhäuser, an die ich mich auch noch von meinem letzten Besuch sehr gut erinnere.
Auch in unserem Stadtteil Pelgulinn gibt es noch alte schöne Holzhäuser mit ihren bunten Türen.



An der Ostsee liegt die Linnahalle, eine Veranstaltungshalle aus der Sowjetzeit, die aber nicht mehr in Betrieb ist und zusehends verfällt. Aber man kann die breiten Treppen raufgehen und den Blick auf die Ostsee und retour zur Stadt geniessen. Leider kann man nicht in die Halle hinein, und wir können uns nur Fotos auf Google ansehen.
Die Linnahalle kommt auch in einem Video von Alan Walker vor, der zweite Teil des Videos spielt in Rummu, wo wir anschließend auch noch hinfahren werden. Im Baltikum gibt es überhaupt noch einige sehr coole Lost-Places, die man entdecken kann. Von den alten Raketenbasen hatte ich ja schon geschrieben.









Zwischendurch kehren wir immer wieder mal auf einen Kaffee ein. Am ersten Tag sind wir im Rukis und am zweiten im Maiasmokk, dem ältesten Café der Stadt. Das Crumble mit Rhabarber und Vanilleeis im Rukis ist großartig, das muss ich unbedingt mal nachbacken.
Das Café Maiasmokk ist für seine Marzipanproduktion bekannt, ein eigener Raum ist ausschließlich dem Marzipan gewidmet. Aber man kann auch einfach gut frühstücken, was wir nach unserer morgentlichen Radtour machen.



Tallinn ist aber auch voll von innovativen Restaurants. Wir essen am ersten Abend im Restaurant Ülo gleich beim Markt und bestellen ein Menü, wo man kleine Portionen teilen und verkosten kann. Ich hatte noch mehr Lokale rausgesucht, aber wir stellen fest, dass wir gar nicht so oft essen gehen können und wollen. Das Peet Ruut oder das Farm hätten mich noch interessiert.
Auf unserem Weg in die Altstadt liegt auch das Telleskivi-Viertel, ein neues Ausgehviertel mit dem Fotografiska-Museum, kleinen Designerläden und unzähligen Bars und Cafés. Hier gibt es auch schöne Wandgemälde.



Gleich nebenan gehe ich in den Balti Jaam Turg, den zentalen Markt, zum Einkaufen. Leider gibt es den alten russischen Markt nicht mehr, wo ich vor 15 Jahren war.
In der Fischhalle bekommt man frischen, geräuchten und gefrorenen Fisch. Die Auswahl ist riesig! Die Verständigung ist manchmal ein wenig herausfordernd, aber es klappt dann doch immer. Zudem gibt es einen Käseladen, die klassiche Eierfrau, einen Brotladen und Gemüsestandeln. Dazwischen Standl mit internationalen Spezialitäten.
Aber diese Märkte sind zum Herumbummeln immer spannend. Ich kaufe zwei Enteneier, geräucherten regionalen Fisch (Lachs sehr ähnlich), ein typisches estisches Brot und noch Gemüse. Aber es gibt auch echten Kaviar zu stolzen Preisen.


Ich habe die Tage in Tallinn sehr genossen und im Nachhinein gesehen hätten wir noch mindestens zwei weitere Tage dort verbringen können. Die Stadt hat einfach einen sehr lebendigen Vibe, wo man sich gut treiben lassen kann.
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