Im Perigord Noir…

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Von Nordspanien brechen wir in Richtung Perigord auf, wir wollen ins Landesinnere, um dem dauernden Atlantikwind zu entkommen. Im Perigord entspannen wir vor allen, alles ist hier langsamer und beschaulicher. Die Dörfer idyllisch hübsch, die Weinberge leicht geschwungen, dazwischen alte Schlösser. 

Wir kommen in Lalinde an und checken dort auf dem Campingplatz ein – eine riesige Wiese mit wenig BesucherInnen, gegenüber ein typisches Schloss, abends quaken die Frösche lautstark am Ufer. Eine Trauerweide beugt sich in Richtung Wasser und Schwäne lassen sich auf dem Fluss treiben. Alleine wenn ich mir das Foto vom Fluss wieder ansehe, werde ich ganz entspannt.

Am nächsten Tag erkunden wir langsam mal die Gegend. Vom Cingle de Tremolat, wo die Dordogne einen großen Bogen macht, schauen wir auf den Fluss hinunter.

Dann nehme wir kleine Nebenstraßen und besuchen Paunat, wo es überall die typischen alten Steinhäuser mit spitzen Giebeln gibt, oft mit Rosen bewachsen. Wir schlendern umher, machen Fotos und genießen die Wärme.

Nachmittags besuchen wir die Kirche und den Kreuzgang von Cadouin an. Vor dem alten Kloster gibt es noch eine alte überdachte Markthalle und gegenüber eine kleine Epicerie, wo wir uns mit Wein eindecken. Ansonsten hier auch wie überall: gelbliche Sandsteine in den dicken Gemäuern erzeugen ein Flair von weichem Licht und Sonne.

Am nächsten Morgen lassen wir unser Auto stehen und wandern an dem Kanalweg nach Lalinde, um ein paar Dinge einzukaufen und uns umzusehen.

Das Weingeschäft besuchen wir an einem anderen Tag noch mit dem Auto. Das Perigord, vor allem in Richtung Bergerac, hat ja einige sehr gute Weine, die man sonst in Frankreich nur wenig bekommt wie z.B. dem Pécharmant. Und die außerordentlich gut sind!

Dann steht Bergerac auf unserem Plan und zudem ist gerade Markttag! Es ist wie im Paradies – Spargel und Erdbeeren, frischer Salat und Tomaten in allen Farben. Wir kaufen Erbsen und Cuisse de Canard für abends, sowie Kirschen, Radieschen und frisches Brot für die Jause.

Bergerac ist ein nettes Mittelalterliches Städtchen. Wir schlendern durch die engen Gassen. die von Fachwerkhäusern gesäumt sind, es gibt schmale Durchgänge und überhängende Balkone. Hinter jeder Ecke entdecken wir eine andere romantische Ecke. Wir besuchen das Maison du Vin mit dem alten Innenhof und den alten Hafen, wo früher die Weinfässer verladen wurden.

Dann fahren wir nach Süden durch die Weinberge des Perigord, dazwischen das eine oder andere sehr ansehnliche Schloß.

In Issegeac drehen wir eine Runde durch den Ort – auch ein mittelalterlicher Ort, aber hier sind die Häuser aus weißem Stein und nicht aus gelbem Sandstein.

Für eine lange Mittagspause fahren wir nach Lanquais an einen kleinen Teich. Wir sind dort fast alleine, im Teich darf man nämlich nicht baden, obwohl es noch Reste einer Rutsche und einen Ponton gibt. Spontan beschließen wir, das Schloß Lanquais zu besichtigen.

Ein Verein organisiert die Führungen und erzählt zur Geschichte des Schlosses. Nach einer der Einführung zur Geschichte schauen wir uns alle Zimmer an. Selten habe ich ein Schloss gesehen, das so liebevoll hergerichtet ist. Überall sind noch alte Einrichtungsgegenstände, man hat den Eindruck, hier sind die BewohnerInnen erst kürzlich ausgezogen.

Im Musikzimmer spielt ein Mann sogar auf einer Art mittelalterlicher kleinen Gitarre. Ich stelle mich ans Fenster und schließe die Augen, um mir das Leben damals im Schloss vorzustellen.

Am nächsten Tag ist es bedeckt, und wir brechen in das Tal der Vezere nach La Roque St. Christophe auf. Dort haben schon Menschen in der Steinzeit in Höhlen, später im Mittelalter in Höhlen bzw. Häusern im Felshang gewohnt. Im Mittelalter wurde die Siedlung mit einer Befestigung kombiniert.

Leider ist von den Mauern nichts mehr erhalten, aber man sieht noch, wo die Holzbalken im Stein auflagen und wo Dinge befestigt waren. Gerätschaften aus dem Mittelalter wurden nachgebaut. Alles auf jeden Fall sehr spannend.

Auf dem Rückweg besuchen wir Les Eyzies mit seinen überhängenden Steinmauern. Überall kleben die Häuser unter den Steinwänden und scheinen sich daran zu kuscheln. Für die Fotos ist es ein wenig schwierig, das ganze auf Bilder zu bannen, aber wir versuchen, einen Ausblick zu bekommen.

Auf dem Weg wieder aus dem Tal heraus bleiben spontan wir noch beim Chateau de Campagne stehen und drehen eine Runde durch de Schloßgarten. Viele Schlösser sehen wir nur in der Ferne oder durch eine dicke Mauer an Bäumen und Gebüsch, so müssen wir schon ausnützen, wenn man ein Schloss relativ einfach aus der Nähe sehen kann.

Zum Schluss machen wir halt in Limeuil und wollen eigentlich über die Dordogne schauen. Leider müssen wir feststellen, dass am Aussichtspunkt ein Garten ist, wo man teuer Eintritt bezahlen muss. Also drehen wir einfach eine Runde durch das Dorf.

Abends haben wir einen Tisch im La Tour des Vents in Monbazillac bestellt. Ich hatte wieder Lokale gesucht und mich für dieses entschieden. Wir bekommen einen guten Tisch auf der Terrasse und können von dort über die leicht abfallenden Weinberge fast bis Bergerac sehen. Das Essen ist wieder großartig, obwohl ich finde, dass es nicht ganz an das “Porrue” in Bilbao heranreicht. Aber das Ambiente ist super und das Lokal trotz allem zu empfehlen!

Für die Heimfahrt nehmen wir die kleinen Strassen durch die Weinberge. So bleiben wir noch beim Chateau Monbazillac stehen, wo gerade die Sonne untergegangen ist, der Himmel sich rot und purpur färbt und das Schloß selber beleuchtet ist.

Am nächsten Tag brechen wir unser Lager in Lalinde ab und fahren in Richtung Montignac, um zu wandern und noch ein paar Dörfer zu sehen.

Durch Zufall landen wir im Dörfchen St. Amand de Coly und jausnen erstmal. Dann schauen wir uns die Eglise Fortifiee an, grob übersetzt eine “Wehrkirche”, wie es viele im Perigord gibt.

Beim Betreten bleibt mir der Atem weg: die Kirche wirkt kräftig, so als ob man einem Riesen mit viel Kraft oder Macht entgegentritt. Ich stehe eine Weile und lasse den Eindruck auf mich wirken. Ich mag es, wenn Architektur Emotionen auslösen kann.

Diese Kirche wurde früher als Befestigung benutzt, sonst ist sie eher kahl innen, es gibt einige Bögen, das ist alles. Der Fussboden ist alt und buckelig, neigt sich Richtung Tür, ein Boden, der Geschichte erlebt und Charakter hat.

Wir drehen noch eine Runde durch das Dorf, schauen uns um und kehren im Cafe “C’Art Thé Sien” ein, das in der alten Nußtrocknungsscheune untergebracht ist. Wir genießen unseren Kaffee und ein herrliches Walnusstartelette. Im Perigord gibt es ja überall riesige Walnussbäume, die Walnüsse werden natürlich auch in der Patisserie verarbeitet.

Dann fahren wir nach Montignac, um Infos über Wanderwege zu bekommen. Und nützen gleich die Gelegenheit, um uns ein wenig umzusehen. Auch hier finden wir alte Häuser mit Fachwerk, teilweise schon erschreckend schief, aber immer noch bewohnt.

Weil spät am Nachmittag nun die Sonne scheint, fahren wir noch nach Fanlac, das ein typisches Dorf im Perigord Noir sein soll.

Das Dorf ist winzig und nett, aber warum das Perigord Noir Noir heisst, erschließt sich uns immer noch nicht. Anscheinend wegen dem dichten, schwarzen Wald, aber heutzutage sieht der Wald nicht mehr ganz so dicht und bedrohlich aus.

An diesem Abend übernachten wir an einer Lichtung nahe bei Montignac und genießen es, dort draussen zu sein. Sogar frühstücken können wir in der Sonne. Dann fahren wir direkt nach Saint-Leon de Vezere, um von dort eine Wanderung zu starten. Gleich um die Ecke bei der Kirche gibt es den Regionalladen “Le Dejeuner sur l’Herbe”, wo wir Walnusskekse und ein paar andere Kleinigkeiten einkaufen. Angeschlossen ist auch ein kleines Restaurant direkt am Flussufer.

Wir besichtigen zuerst die alte Kirche von Saint Leon, die eine der ältesten im Perigord ist. Dann gehen wir dem Ufer der Vezere entlang bis Segeac. Dort sehen wir uns auch um, entzückende Häuschen und eine mächtige und große Wehrkirche haben sie dort.

Dann über Feldwege auf den Hügel über dem Tal, über den Kamm und durch den Wald wieder an den Fluss retour. Überall gibt es hier wieder die riesigen Walnussbäume, die die Landschaft dominieren.

In Thonac kehren wir in einen Regionalladen ein, der Maitre macht selber Senf und baut Paprika an. Das Geschäft ist einen Besuch wert. Nicht weit von dort verbringen wir die Nacht auf einem Campingplatz, wo ich das erste Mal auf unserer langen Reise meinen Badeanzug im Swimmingpool nutzen kann.

Am nächsten Tag verlassen wir das Perigord und fahren über Perigueux in Richting Atlantik retour. Als nächstes stand dann der Besuch vom Phare de Cordouan auf dem Programm, von dem ich aber schon berichtet habe.

Somit ist dies der letzte Beitrag unserer langen Reise nach Frankreich, Spanien und Portugal. Über 9 Wochen voller Erlebnisse, Begegnungen, Besichtigungen. Eine Auszeit, von der ich lange zehre. Und warum ich den Beitrag gerade heute poste? Heute ist es genau ein Jahr, dass wir aufgebrochen sind. Und der Geruch nach Frühling weckt wieder die Sehnsucht nach einer langen Reise in mir…

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