Helsinki & Tampere im Herbst

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Der Zug vom Flughafen ist auf die Sekunde pünktlich. Ich gehe vom Bahnhof in die Fussgängerzone hinunter und eisiger Wind bläst mir ins Gesicht – willkommen in Finnland!

Unser halbjährliches Treffen der Grünen fand diesmal in Tampere in Finnland statt. Für meine Arbeit hängte ich noch zwei Tage für Termine dran und startete meinen Finnlandaufenthalt somit in Helsinki.

Schon früh am Morgen und lange vor dem ersten Termin gehe ich in die Innenstadt. Die Sonne hängt tief am Himmel und schickt das fahle schon winterlich anmutende Licht über den Kauppatori  den Hauptplatz am Meer.

Auf dem Vorplatz der russisch-orthodoxen Uspenski-Kathedrale hat man einen super Blick zurück auf die Stadt, aber hier pfeift der Wind noch stärker, so dass mir fast die Finger abfrieren.

Die Kathedrale selber ist reich geschmückt, mit Ikonen und kleinen Schreinen. Die Backsteinfassade leuchtet in der Sonne. Ich habe Glück, dass es nicht regnet.

Der schneeweißen Dom lieg in rötlichem Sonnenlicht, das in nordischen Ländern im Winter so typisch ist. Eigentlich hatte ich immer gedacht, der Platz vor der Kathedrale ist zum Meer offen, aber das ist nicht so. Der Senatsplatz ist auf allen Seiten von Gebäuden abgeschlossen.

Die Stufen zum Dom sind steiler als gedacht. Kein Wunder, dass man hier im Sommer gut sitzen kann. Die Kathedrale ist innen karg mit einem deutlichen kreuzförmigen Grundriss.

Mein Hotel bietet kein Frühstück an, so kehre ich ins Café Engel direkt am Senatsplatz auf einen Cappuccino und eine Zimtschecke ein. Direkt von meinem Sitzplatz habe ich den Dom im Blickfeld und genieße die Zimtschnecke, die stark nach Kardamom schmeckt.

Ich gehe wieder zum Wasser hinaus und bis zur Insel Tervasaari vor. Überall sind noch ein paar Boote im Wasser, viele Stege sind in Angesicht des nahenden Winters aber schon leer. An der Halbinsel Katajanokka liegen die Eisbrecher und warten auf ihren winterlichen Einsatz.

Nördlich der Innenstadt weist das Viertel erstaunlich viele Höhendifferenzen auf. Ich besuche das älteste noch erhaltene Holzgebäude der Stadt, das winzig zwischen seinen steinernen Nachbarn steht. Drinnen ist ein Museum, das aber gerade Herbstpause hat.

Ich schaue auch bei der neuen Universitätsbibliothek vorbei. Schon außen fällt das bogenförmige Fenster aus. Innen wird der Blick sofort auf einen ellipsenförmigen Durchbruch gelenkt, der sich bis oben durch zieht. Eine Wendeltreppe führt in die oberen Stockwerke.

Überall sind Sitzgelegenheiten für alle Bedürfnisse: gemütliche Sofas und Sessel, aber auch Computerarbeitsplätze mit Steckdosen. Daneben gibt es extra Räume zum Telefonieren. Das erklärt auch die eindrucksvolle Ruhe im Gebäude.

Abends versuche ich ein paar Nachtfotos zu schiessen, bevor ich mich mit einem Kollegen aus Wien treffe, der ebenfalls schon in der Stadt ist. Kurz sind wir im 14. Stock des Hotel Solo Sokos in der Rooftopbar, dann gehen wir ins „Juuri“ zum Abendessen.

Das Juuri ist vor allem für seine Sapas bekannt, eine Art finnische Tapas. Wir nehmen das große Menü und werden nicht enttäuscht: die ersten Gänge sind kleine Köstlichkeiten wie Kartoffelblini mit rohem Fisch, Ei und Kren. Oder Geflügellebercreme mit Preiselbeeren. Oder Forelle mit Malz und Buttermilch. Dann folgen zwei kleinere Hauptspeisen, eine davon sind Karotten in mehreren Formen (gebacken, als Creme und in Spiralform gekocht) die andere Zander mit Krebssauce und Lauch – herrlich!

Ich besuche in Helsinki natürlich auch Markthallen: die alte Markthalle am Hafen ist die bei den TouristInnen wohl bekannteste. Das Gebäude ist sehr schön und perfekt am Hafen gelegen. Aber die Stände finde ich nicht originell – an den Fischständen wird norwegischer Lachs verkauft, ein Kaviarstand lädt zu Verkostungen ein. Dafür gibt es ein paar nette Cafés, die auch Imbisse anbieten.

Ursprünglicher finde ich die Markthalle am Hakaniemi – es gibt Stände mit Kunsthandwerk, dann Gemüse und Obststände, genauso wie Fleisch- und Fischhändler, eine Bäckerei und sonstige Delikatessgeschäfte. Und natürlich ein paar Cafés, die auch Kleinigkeiten zum Essen anbieten.

Den zweiten Abend gehen wir ins Grön – mein Kollege ist mit meiner Lokalauswahl durchaus zufrieden, aber wer nur einen Abend hat, dem würde ich das Juuri empfehlen. Das Grön verwendet raffiniertere Zutaten wie z.B. fermentierte und eingelegte Blüten und aromatisierte Essige. Aber im Zusammenspiel kann man die einzelnen Geschmäcker nicht erkennen, sie verwischen eher als dass sie sich unterstützen.

Am nächsten Tag liegt eine dünne Schneedecke über der Stadt und verwandelt das Gesicht der Stadt völlig. Ich bin versucht, meinen Spaziergang vom Vortag zu wiederholen, aber dafür habe ich einfach nicht genug Zeit.

Nach meinen Terminen nehme ich einen Bus und fahre zur Felsenkirche, die abseits der Innenstadt liegt. Ich hatte mir hier nicht sehr viel erwartet, aber das Bauwerk ist irgendwie speziell.

Auf einem Platz mit Wohnhäusern rundherum wurde die Kirche quasi in die Granitfelsen in der Mitte gesprengt. Man geht ebenerdig hinein und befindet sich dann unter der Glaskuppel, wo am heutigen Tage der frische Schnee liegt. Rundherum sind die rohen Felswände und das ganze Ensemble passt einfach zu perfekt in dieses rauhe Land. Anscheinend ist auch die Akustik in der Kirche gut, so dass hier regelmäßig Konzerte stattfinden.

Auf dem Weg zurück in die Stadt gehe ich noch bei der neuen öffentlichen Bibliothek „Oddi“ vorbei. Die Finnen dürften ihre Bücher sehr lieben, auch diese Bibliothek ist großartig. Das geschwungene Gebäude mit dem Obergeschoss aus Glas dominiert den riesigen Platz. Innen gibt es gemütliche Sitzplätze und sanfte Formen.

Ich wäre noch gerne länger geblieben, aber ich muss den Zug nach Tampere weiter im Norden nehmen, wo über das Wochenende das Council der European Greens stattfindet.

In Tampere schaffe ich es, vor unserem ersten Sitzungstag eine Runde durch die Stadt zu drehen. Tampere ist eine alte Industriestadt. In der Stadt gibt es eine Stromschnelle vom Fluss, die schon früh als Quelle für Wasserkraft genutzt wurde. Rundherum entstanden viele Firmen, die jetzt als große Gebäudekomplexe mit roten Backsteinen sehr präsent sind. Teilweise sind immer noch Firmen darin, teilweise werden die Komplexe als Veranstaltungszentren genutzt oder es wurden Büros und Restaurants angesiedelt. Präsent in Tampere ist auch das Wasser: vom schon erwähnten Fluss, aber auch die umgebenden Seen.

Als erstes statte ich der Markthalle einen Besuch ab. Die Stände sind noch als in hellblauem Holz, das Angebot ehrlich und regional. Es gibt alles an Lebensmittelbedarf, daneben einige Cafés. Eindeutig eine Institution für Einheimische nicht für Touristen.

Ich schlendere weiter über den zentralen Hauptplatz mit dem Rathaus und der hellgelben Holzkirche. Der Turm der Kirche steht extra, dahinter lugt ein backsteinroter Schlot hervor. Abends sind wir dann auch auf einem Empfang im Rathaus eingeladen, das mit seinen bemalten Wänden, Gemälden überall und riesigen Lustern reichlich pompös ist.

Im Stadtteil Armur gibt es noch eine alte ArbeiterInnensiedlung mit lauter Holzhäusern. Drinnen ist ein Museum untergebracht, das aber schon in Winterschlaf ist. Aber das Ensemble scheint nett. Empfehlenswert ist auf jeden Fall das ebenfalls im Komplex untergebrachte Café mit seinen heimeligen Räumen und den alten Holzböden.

Retour mache ich noch einen Umweg an der Stromschnelle vorbei, die heute natürlich reguliert ist. Den Aussichtsberg Pyknikki lasse ich aus: bei guten Wetter hat man von dort anscheinend einen guten Blick auf beiden Seen, aber bei dem herrschenden trüben, nebeligen Wetter lohnt sich der Ausfstieg nicht.

Funfakts aus meiner Finnlandreise:

  • spätestens, wenn man im November in Finnland war, weiss man, warum es quasi in jedem Haus eine Sauna gibt. Nach feuchter Eiseskälte mit strengem Wind muss man sich ja irgendwie aufwärmen.
  • wenn man in ein Haus hineinkommt, ist man automatisch im ersten Stock. Was es mit sich bringt, dass in den Aufzügen meist extra angeschrieben ist, dass sich der Ausgang im ersten Stock befindet.
  • Die meisten Türen haben zum Öffnen noch zu kleine Hebel, die man extra betätigen muss. Ob das deshalb ist, damit die Türen wegen dem Wetter stets geschlossen bleiben?
  • Die Sprache versteht man überhaupt nicht, die Wörter sind stets in Überlänge. Aber klingt lustig.

 

Kiittää Finnland für den angenehmen Aufenthalt!

Gesammelte Adressen:

Restaurants

Cafés

Einkaufen

  • Alte Markthalle (Vanha Kauppahalli), Eteläranta , Helsinki
  • Markthalle am Hakaniemi (Hakaniemen kauppahalli), Hakaniemen, Helsinki
  • Delikatessabteilung Kaufhaus Stockmann, Aleksanterinkatu 52, Helsinki,
  • Gateau, Bäckerei, z.B. Pohjoisesplanadi 35, Helsinki – hat mehrere Filialien
  • Markthalle Tampere (Tampereen Kauppahalli), Hämeenkatu 19 / Hallituskatu 13, Tampere
  • Lapuan Kankurit, Katariinankatu 2, Helsinki: gewebte Dinge (Schals, Decken, etc.) und weitere schöne Dinge, sehr schöne Qualität!
  • Taito Shop Helsinki, Katariinankatu 2, Helsinki: bietet handgemachte Dinge von unterschiedlichen HandwerkerInnen an, von gestrickten Socken bis Holzteller und Keramik
  • Taito Shop Tampere, Hatanpään valtatie 4, Tampere

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