Das Haus in der Bucht (Napp, Lofoten Teil 1)

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Ein Traum ist wahr geworden – endlich haben wir Anfang September zwei Wochen auf den Lofoten verbracht. Ewig wollte ich dorthin, zu den schroffen Bergen, die direkt im Meer stehen. Nach Norden, wo das Licht so anders ist, die Landschaft rauh und das Wetter unerbittlich. 

Schon letztes Jahr wollten wir eigentlich auf die Lofoten reisen, aber die Corona-Pandemie machte unsere Planungen zu unsicher. Aber heuer machten wir es fix. Lange habe ich überlegt, aber schließlich habe ich in der Nähe von Napp ein Haus gebucht, in einer wunderbaren Bucht, ein weißer Strand gleich nebenan.

Zeitlich fiel die Wahl auf Anfang September – nach der Hauptsaison, noch genug warm und Chancen auf Nordlichter. Zudem hat sich während der Zeit die Gegend in den schönsten Herbstfarben gezeigt. Und nicht nur die Bäume, auch die Wiesen leuchten in orange und rot.

Und gut war die Entscheidung! Das Haus machte es uns möglich, nach unseren Wanderungen abends rumzuhängen, die wunderbare Bucht direkt vor unserem Fenster. Die Lage sehr zentral, die meisten Ausflüge recht nah, Einkaufsmöglichkeiten ebenfalls.

Immer wiedermal gehe ich alleine hinaus, bummle über den Strand, klettere auf einen kleinen Felsen und schaue über die Bucht. Ich schließe die Augen, lausche den Wellen und sauge den Duft des Meeres in mir auf.

Auf dem Strand liegen Algen, Möven kreischen bei ihrem Flug über den Sand. Markant wie ein Dreieck erhebt sich der Offersøykammen über unserer Bucht. Tag für Tag bewundere ich den Berg in unterschiedlichen Lichtverhältnissen. Einmal in morgendlichen Nebel gehüllt, grau im Nebel, im Abendrot.

Die Nachbarn sind Schafe, die in kleinen Gruppen herumziehen, sogar das Gras am nahen Strand abzupfen. Ein wenig weiter unten an der Strasse stehen immer zwei Ponys. Dort gibt es auch Gerüste zum Fische trocknen, die im späten Winter wohl wieder genutzt werden.

Einer der schönsten Strände der Lofoten liegt nicht weit entfernt – Uttakleiv. Hier sind wir sogar zweimal, fahren über die engen Strassen und einspurigen Tunnel bis ganz ans Ende.

Sucht auf dem Strand von Uttakleiv das “Auge des Drachen” – eine Gletschermühle, wo ein dunkler Stein auf hellem Sand wie eine Art großes Auge aussieht. Zu finden ist es links am Strand, wenn man aufs Meer hinausschaut.

Die großen dunklen Steine machen den Strand von Uttakleiv erst so richtig schön, der weiße Strand kontrastiert super mit den ihnen.

Wir spazieren auch ein wenig weiter um den Felsen herum bis wir zu unserer Bucht gegenüber hinüber sehen können.

Hinter dem nächsten Tunnel liegt der Haukland-Strand, auch schön, eine riesige fächerförmige Bucht mit hellem Sand. Das Wasser in leuchtendem grün bis türkis, es mutet hier fast wie in der Karibik an, wenn das Wetter ein paar Grad mehr hergeben würde.

Wir wohnen am Nappstraumen, der Enge zwischen den Inseln Vestvågøy, der Nachbarinsel, und Flakstadøya, wo wir wohnen. Ein Straumen ist eine Meerenge, wo Flut und Ebbe das Wasser laufend durchdrückt und so eine stetige Strömung erzeugt. 

Und was gibt es dort, wo es Strömung gibt? Genau – Fische! Also packen wir die Angeln aus, und die Männer versuchen ihr Glück. Wir klettern zum kleinen Leuchtturm vor und innerhalb von einer guten Stunde haben sechs Fische angebissen. Makrelen wären uns zwar noch lieber gewesen, aber zum Abendessen sind die Pollacks auch ok.

Nach einem wettertechnisch nicht ganz so tollen Tag nutzen wir den Abend noch, um den Offersøykammen zu besteigen. Wir durchqueren den Nappstraumentunnelen und parken gleich dahinter. Dann geht es zuerst stetig den Hang entlang bevor der Pfad steil und direkt auf den Gipfel führt.

Bei der Aussicht oben kann ich mich nicht satt sehen: auf der einen Seite liegt der Skottinden mit seiner markanten Spitze links vom Nappstraumen. Der Stornappstinden – der Berg, der sich hinter unserem Haus erhebt – hat auf 2/3 Höhe einen Nebelkranz, dahinter leuchtet die Abendsonne.

Auf der anderen Seite in Richtung Haukland und Uttakleiv erheben sich der Mannen, der Veggen und der Himmeltindan, darunter die ausgefranste Küste. Im Osten liegt Leknes in der Ebene und von hier kann man so richtig gut erkennen, wie viel Wasserfläche diese Inseln untergliedern. Man kann gar nicht richtig unterscheiden, ob es Seen oder ob es Meer ist.

An einem anderen Abend fahren wir noch auf die andere Seite unserer Halbinseln nach Vikten. Leider ist die Strasse an unserem Haus eine Sackgasse, so müssen wir bei Napp erst wieder über den kleinen Pass und rund um den Berg herum.

Dafür gehen wir auf dem Pass noch auf einen kleinen Aussichtspunkt und schauen aufs Meer retour.

Vikten mutet fast wie Island an: ein kleiner Ort, der sich an eine Felswand schmiegt. Darunter ein weißer Strand wie auf den Lofoten üblich, jede Menge Seetang und große schwarze Felsen. Wir bummeln ein wenig herum, bewundern die Spuren, die das Meer in den Sand malt.

Apropos Seetang: wenn ihr mal in der Gegend seid, müsst ihr unbedingt in Napp bei Lofoten Seaweed vorbeischauen. Sie sammeln Seetang in der Umgebung und zaubern damit umamireiche Würzmischungen.

Nordlicht haben wir nur schwach gesehen, aber immerhin. Deshalb gibt es an dieser Stelle keine Fotos.

Aber das Wetter überraschte uns am letzten Abend mit einem ganz besonderen Schauspiel als nach dem typischen Nieselregen ein ganzer Regenbogen über dem Offersøykammen zu sehen ist. Ansatzweise sogar ein doppelter Regenbogen.

Ich träume noch immer. Von den Lofoten, von unserer Bucht. Dem Duft des Meeres, den steilen Bergen, die direkt im Meer stehen.

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