Eine Woche in Marseille

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Ich hatte mir gewünscht, zum Jahreswechsel eine Woche in Marseille zu verbringen und miete ein kleines Appartment in l’Estaque, einem Vorort im Norden. Von dort erkunden wir nun die Stadt und die Umgebung.

Am ersten Tag fahren wir mit dem Fahrrad von unserem Appartement zum Bahnhof – zuerst unglaublich steil runter, dann die Hauptstrasse in Richtung Osten. Mit dem Zug kommen am Bahnhof Marseille Saint Charles mitten im Gewusel der Grossstadt an.

Zuerst sind wir von der Stadt schwer überfordert, Einbahnstrassen, überall Autos. Wir besuchen ein paar Märkte, die unterschiedlichen Flair ausstrahlen. In La Plaine wird alles mögliche und unmögliche verkauft, in Castellane gibt es einen typischen Lebensmittelmarkt für die Einheimischen.

Der Verkehr ist total chaotisch, und wir versuchen uns den allgemeinen Regeln bzw. Nicht-Regeln anzupassen.

Am besten gefällt mir der Marché de Noailles, hier herrscht eindeutig orientalisches Feeling mit orientalischen Bäckereien und Restaurants. Es gibt so kleine Läden, die alles mögliche Zeug von Tagine bis Plastikkübel verkaufen.

Und es ist lustig, die Leute zu beobachten. Hier fahre ich in der kommenden Woche noch ein paarmal hin und kaufe Gewürze und Datteln.

Auf dem Cour Saint Julien legen wir eine Pause ein. Dort ist zwar kein Markt, aber nette Cafés in der Sonne. Also dort mal einkehren und weitere Pläne machen, ein bisschen ankommen.

Wir fahren retour in Richtung Hafen, aber biegen dann zum alten römischen Hafen ab, den wir besichtigen.

Das Hafenbecken, das schon zu griechischen Zeiten bestand, war weiter oben, da das Meer damals höher war. Man sieht dort gut die alten Wege und Anlagen.

Dann parken wir unsere Räder am Cours Saint-Louis und stöbern durch das Maison Empereuer – die haben echt alles von Kochtöpfen über Kuchenformen bis zu Werkzeug. Einen Besuch wert!

An den weiteren Tagen in Marseille lassen wir die Räder in l’Estaque und nehmen den Bus in die Stadt. Die Verbindung ist gut und geht immer am Meer entlang.

Wir besuchen die alte Kirche St. Victor, die schon im 5. Jahrhundert erbaut und seitdem immer verändert wurde. Aussen erscheint die Kirche recht trutzig, innen ist vor allem die alte und grosse Krypta sehr sehenswert. Hier kann man alte Steine aus der ehemaligen Nekropole und Reste des frühchristlichen Heiligtums besichtigen.

Auf dem Weg retour nehmen wir über den Hafen das kleine Fährboot, so dass wir nicht um den gesamten Hafen herumgehen müssen.

In l’Estque angekommen schlendern wir noch im Hafen herum. In l’Estaque gibt es ein paar Buden, die Panisse verkaufen – typische gebackene Taler aus Kichererbsenmehl. Diese müssen wir natürlich probieren.

Sonst ist hier das Leben so viel beschaulicher als in Marseille, kleine Geschäfte für die alltäglichen Einkäufe, ein gut besuchter Boule-Platz.

Von unserem Appartement haben wir einen wunderbaren Ausblick auf die gesamte Bucht von Marseille.

Hier verbringen wir viel Zeit, schauen den Schiffen und Ruderern zu, beobachten die Lichtspiele auf den Inseln gegenüber. Wir genießen die warme Wintersonne, essen guten Käse und trinken Rotwein und vergessen einfach die Zeit.

André ist leider ab Mitte der Woche krank, so ziehe ich alleine nach Marseille los.

Ich erkunde das Viertel Panier rund um die Kathedrale. Hier war früher das typische Hafenviertel, die Gassen schlängeln sich eng auf den Hügel. In diesem Viertel gibt es auch die meisten Wandgemälde, die man an vielen Ecken entdecken kann.

Ich besuche die alte Charité. Eigentlich bin ich wegen der Kapelle dort, aber die ist geschlossen. Die Frauen an der Kasse wissen auch nicht, wann sie offen hat. Sie erfahren immer erst morgens, ob die Kapelle aufmacht, berichten sie und zucken mit den Schultern.

Also mache ich einfach so einen Rundgang und habe zumindest von oben einen schönen Blick auf den Innenhof und die Kapelle.

Südlich vom Hafen bummle ich ein wenig durch die Fussgängerzonen rund um die Oper, ein Viertel mit schönen Boutiquen und Geschäften. Ich kehre in der Meulerie ein und kaufe guten Käse.

Am Neujahrstag hängt der Himmel tief über Marseille. Ich nehme den Bus, steige zweimal um und fahre bis zum Port de Malmousque hinaus. Dann gehe ich über die Küstenstrasse retour.

Immer wieder bietet sich ein super Ausblick auf die Häuser, die über dem Meer an den Felsen kleben. Wende ich meinen Blick nach Osten, kann ich deutlich die Frioul-Inseln ausmachen.

Einen kleinen Abstecher mache ich in das Vallon des Auffes und gehe dann bis zum Plages des Catalans weiter. Dort ist an diesem Feiertag die Hölle los.

Viele Menschen sitzen einfach am Strand, es wird gepicknickt und gebadet. Und ich bereue, mein Badesachen nicht mitgenommen zu haben.

Vom Palais du Pharo hat man einen super Blick retour zum alten Hafen und zum MUCEM. Dann nehme ich den Bus und fahre wieder um den alten Hafen herum.

Ich mache einen kurzen Rundgang durch das Mucem, wo die äusseren Bereiche auch ohne Eintritt erreichbar sind. Aber wir haben das Gebäude schon vor Jahren mal ausgiebig besucht und bei dem grauen Himmel will ich nicht zu lange bleiben.

Am letzten Tag will ich quasi als Abschied noch zur Notre-Dame de la Garde hinaufgehen.

Ich steige in Arenc aus dem Bus aus und mache noch ein paar Fotos von den neuen Hochhäusern und vor allem den zwei lustigen Ringern mit dem Container.

Dann nehme ich die Strassenbahn und fahre bis zur Rue de Rome hinaus. Das Viertel ist ein wenig eigenartig, aber rasch steige ich den Hügel zu Kirche hinauf.

Hier sind gefühlt alle Touristen dieser Stadt, so dass ich meinen Besuch kurz halte. Ich genieße den Ausblick über die Stadt und lasse nochmal die Woche revue passieren. Dann mache ich mich an den Abstieg und fahre nach l’Estaque retour.

Ich habe es genossen, mal so richtig in Marseille einzutauchen und auch Zeit zu haben, durch die unterschiedlichen Viertel zu schlendern.

Marseille ist gross, chaotisch, laut. Marseille ist dreckig und auf den Gehwegen muss man wegen der Hundekacke Slalom laufen. Auf den Märkten hängen zwielichte Gestalten herum, die eigenartige Waren anbieten und man sich fragt, wovon sie wirklich leben. Das Flair des Maghreb ist an vielen Orten der Stadt deutlich spürbar.

Aber genauso ist Marseille auch spannend, ein alter Handelsort mit langer Geschichte. Die vielfältige Kultur, die Mischung aus alt und modern erzeugt eine Stimmung, die einen nicht los lässt.

Marseille, mon Amour, au revoir!

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